Montag, 13. Mai 2019

Wofür sind wir lutherisch?

PrädikantInnen und Bildungsangebote für PrädikantInnen darstellen - geht das, indem man einfach eine gemeinsame Fortbildung versucht? Das haben wir getan.
Die thematische Anregung für das Thema kam von einem tansanischen Pfarrer aus Arusha, Dr. Lemburis Justo. Er wies darauf hin, dass im ostafrikanischen Kontext diese Frage auch mit der Auseinandersetzung mit anderen Vorstellungen von "Gnade", "Segen", "Erlösung" verbunden ist, die mit dem sogenannten "Wohlstandsevangelium" verbreitet werden.
In unserem Tagungsraum machte die Ausstellung "Salvation - Not for Sale" auf diesen aktuellen Kontext der reformatorischen Theologie aufmerksam. Sie enthält aber zugleich auch eine nachdenkliche Pointe für Menschen in den wohlstandsgeprägten Kirchen des Nordens.
Am Sonnabend machte sich Dr. Olaf Richter für eine vermittelnde Position der lutherischen Spirtitualität stark. Er tat dies im Anschluss an Wilhelm Löhe und meinte damit keineswegs eine unkonturierte Mittelmäßigkeit. Vielmehr lebt die lutherische Theologie von der Unterscheidung, dass sie einerseits um klare Konturen des Evangeliums aus der Schrift weiß und daher Orientierung bezieht, andererseits aber die Realität der gebrochenen und sündigen Welt, in der wir leben, barmherzig und handlungsbereit wahrnimmt.
Vortrag und Gespräch auf dieser Tagung waren besonders, weil in deutsch gesprochen und ins Kisuaheli übersetzt wurde und umgekehrt. Dazu hatten sich Tobias Hübner, eine ehemaliger Zivi in Tansania und Ann-Christin Liebers, eine ehemalige Nord-Süd-Freiwillige bereiterklärt und sie leisteten einen anstrengenden und hilfreichen Dienst an der Begegnung. Durchgehend quasi.
Am Sonnabend nachmittag präsentierten Rev. Obed Akyoo, der Principal der Bibelschule in Mwika und Dr. Suzana Sitayo, die Leiterin des Theologischen Zentrums in Oldonyo Sambu. Sie bezogen sich auf die reformatorischen Grundentscheidungen - Allein Christus, allein aus Gnade, allein aus Glauben, allein durch die Schrift - und zeigten, wie sie dem in der tansanischen Kirche zu folgen versuchen. Ebenso machten sie den Bezug auf das altkirchliche Bekenntnis stark. Spannend war, wie sich das im Blick auf die konkrete Glaubenspraxis auswirkt: Lutheraner erkennt man daran, wie sie Gottesdienst feiern, dazu gehört auch die Musik und das Singen, aber auch der diakonische Dienst in der Gemeinde und in der Gesellschaft.
Dr. Sitayo und Rev. Akyoo machten immer wieder deutlich, wie wichtig es ihnen ist, dass die Kirche, notfalls auch gegen den gesellschaftlichen Trend, für die Wahrheit des Evangeliums eintritt. Im Referat von Olaf Richter und im Gespräch wurde deutlich, dass uns bewusst ist, dass die Glaubens- und Lebenspraxis und selbst die Auslegung der Schrift plural sind, auch wenn einem unterschiedslosen Pluralismus gerade nicht das Wort geredet werden soll.



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