Freitag, 24. Mai 2019

Wittenberg

21.5.2019
Mit der S-Bahn vom Bayrischen Platz direkt nach Wittenberg. Das war angenehm. Peggy Rühle und Irmgard Velten waren als Prädikantinnen und Gesprächspartnerinnen mit unterwegs. Ann-Christin Liebers war noch einmal unsere Übersetzerin und eine Führung mit Katharina Winter in der Schlosskirche war gebucht.
Das Lutherhaus war unsere erste ausführliche Station. Wir tauchten gemeinsam etwas in die Reformationsgeschichte ein und entdeckten interessante Bezüge auf gegenwärtige Themen. In der Kirche, aber auch in bezug auf die Rollen von Mann und Frau.
Nach einem Freisitz-Lunch beim Dönermann besuchten wir kurz die Stadtkirche und den Marktplatz mit dem Lutherdenkmal und erreichten dann gerade pünktlich die Schlosskirche. Wir bekamen eine sehr gute, differenzierte aber auch prägnante und fokussierte Führung. Am Ende sangen die Gäste am Taufstein der Schlosskirche "Ein feste Burg ist unser Gott" auf Kisuaheli.
Wir hatten dann noch Zeit, um die Bäume der ELCT und der eigenen Diözesen im Luthergarten aufzusuchen.
Auf dem Weg zurück zum Bahnhof machten wir noch kurz Station am ehemaligen "Kirchlichen Forschungsheim". Das war ein Ort, an dem Umweltforschung und Umweltethik aus christlicher Verantwortung seit langer Zeit betrieben wurde. "Mobil ohne Auto" war in den 80er Jahren und später ein wirkungsvolle Aktion, die hier ihren Ausgang nahm.
Mit der S-Bahn zurück waren wir wirklich geschafft, aber hatten auch etwas gesehen und er-fahren.





Dienstag, 21. Mai 2019

Besuch in der Agrargenossenschaft Kohrener Land

20.5.2019
Manuela Kolster, die Referentin für Umwelt und ländliche Entwicklung des Ev. Zentrums Ländlicher Raum, vermittelte uns eine Führung in der Agrargenossenschaft. Frau Hennig, die Geschäftsführerin, leitete uns und vermittelte uns, dass das Wohl der Tiere einen sehr hohen Stellenwert hat. Aus ökonomischen Gründen und aus Gründen der Verantwortung für die Tiere. Die Agrargenossenschaft hat über 1000 ha Ackerflächen und betreibt einen Milchviehbetrieb mit 400 Milchkühen. Es waren einmal 750, aber der zeitweise rapide Verfall der Milchpreise durch den Preiskampf der Discounter bedroht das Überleben bäuerlicher Betriebe. Die Agrargenossenschaft hat insgesamt 28 Mitarbeitende und 115 Genossenschafter.
Die Gäste waren hochinteressiert an diesem Einblick in konventionelle Viehwirtschaft in unserem Kontext. Keine Kuh in ihrem eigenen Umfeld gibt täglich 30 l Milch. Und sie waren erstaunt, dass in einer so großen Anlage nur 4 Personen in einer Schicht arbeiten. Aber sie leben mit Landwirtschaft und Tierhaltung und waren insofern auch mit einem sehr fachgerechten Blick bei der Sache.
Die ökonomischen Fragen kamen im Gespräch immer wieder auf, dass die Bauern sich oft als das letzte Glied in der Kette der Gewinninteressen empfinden, die die Belastung dann zu tragen haben. Obwohl sie die wichtige Arbeit tun, hochwertige Lebensmittel herzustellen.
Aber auch die Fragen von Klimawandel und Klimagerechtigkeit kamen zur Sprache. Deutlich spürbar ist eine zunehmende Frühjahrstrockenheit, es fehlt das Wasser immer öfter in einer sehr wichtigen Periode des Wachstumsprozesses.

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Montag, 20. Mai 2019

Gottesdienst am Sonntag Kantate

19.5.2019
7.30 Uhr ist die Gottesdienstzeit im Kirchlichen Fernunterricht. Die Kursgruppe 30 C und die Gäste aus Tansania sitzen in einem großen Kreis im Chorraum der St. Gangolf-Kirche in Kohren-Sahlis. Ein kleiner KFU-Chor hat wie üblich unter Leitung von Diana Schäffner am Wochenende zwei Stücke einstudiert. Psalmgebet und Lieder werden im Wechsel zwischen deutsch und kisuaheli gesungen. Rektorin Dr. Annegret Freund predigt über das Miriamlied. Alle tauschen den Friedensgruß und feiern gemeinsam Abendmahl.
Für die ChristInnen aus Tansania ist Kantate ein großes Ereignis. Auf den Handys der EvangelistInnen treffen Videos von den Gottesdiensten in Arusha und an anderen Orten ein. Vom Kantategottesdienst mit großen Chören und wunderbarem Gesang in der Kirche.

Sonntag, 19. Mai 2019

Pödelwitz

19.5.2019
Christine Müller und ihr Mann haben uns eingeladen, am Sonntagnachmittag noch einmal Pödelwitz zu besuchen, das wir am beim Ausflug am Mittwoch schon gestreift hatten. Sie stammen beide aus der Gegend und Tilo Müller erzählte von seiner langjährigen Arbeit in der Renaturierung ehemaliger Tagebauflächen. Er und seine Familie sind auch umgesiedelt worden.
Wir machten einen kurzen Abstecher in das kleine Klimacamp auf dem Gelände des ehemaligen Gemeindehauses. Wir treffen junge Menschen, die sich entschieden haben, mit abgeschlossenem Studium ihr Leben ganz dem Klimaaktivismus zu widmen. Das heißt, das Bewußtsein dafür zu schärfen, dass wir mit weniger Energie und weniger Konsum auskommen müssen. Dass es kluge Konzepte der Energiegewinnung geben muss. Und dass der Ausstieg aus der Braunkohleverstromung noch schneller kommen soll als jetzt gesetzlich festgeschrieben werden soll (also vor 2038). Auch wegen der Klimagerechtigkeit, weil die Auswirkungen des Klimawandels im globalen Süden ungleich stärker spürbar würden. Sie erzählen von ihrer Hoffnung, dass Pödelwitz auf seiner Kohle stehenbleibt.
Davon träumt und dafür betet auch Thilo Kraneis, der Metallbauer, der nicht mehr für die Mibrag arbeitet, weil sie sein Dorf abbaggern will. Nachdem die Familie bereits vor Jahren der Kohle gewichen war. Er engagiert sich für das Dorf und seine Zukunft und für die Kirche im Ort. Er weiß noch nicht mit Gewissheit, wie es kommen wird, aber er will mit anderen gern bleiben.
Die EvangelistInnen sind von seinem Engagement beeindruckt und beten auch für ihn und für die Kirche in Pödelwitz. Es werden Kontaktdaten ausgetauscht und Thilo Kraneis verspricht, dass er die Betenden auf dem Laufenden hält, ob Gott es so wollte ...
Auf der Rückfahrt sahen wir uns noch die ehemalige Heuersdorfer Kirche, die Emmauskirche in Borna an. Die Kirche, die 12 km durch das Land gefahren wurde.




Töpfermarkt

19.5.2019
Eintauchen in die angestammte Kultur im ländlichen Raum in Mitteldeutschland - wie ginge das besser als beim Töpfermarkt in Kohren-Sahlis. Der ganze Ort ist auf dieses Ereignis eingestellt, der ganze Markt rund um den Töpferbrunnen ist fest in der Hand der Stände und darstellenden Gruppen. Auf der Bühne beginnt der Tag mit einem Gottesdienst, der einer langwährenden Partnerschaft zuliebe auch ins Italienische übertragen wird. Später wechseln sich dort Tanzgruppen und Blaskapellen ab. Die Afrikaner freuen sich über den sanften Schwung der blechgeblasenen Volksmusik und stellen gleich fest, dass diese Musik geeignet wäre, um viele in den Gottesdienst zu locken ...


Maria Magdalena als Evangelistin

18.5.2019
Interkultureller Bibliodramaworkshop - ein Experiment
Am Sonnabend erarbeiteten wir die Begegnung von Maria Magdalena mit dem Auferstandenen und ihre Verkündigung an die Jünger (Joh 20) bibliodramatisch. Wir - das waren 4 PrädikantInnen und unsere tansanischen Gäste, sowie Emanuel Fihavango, der uns als Sprachmittler großartig begleitete.
Sicher schauen wir aus unseren verschiedenen Kontexten unterschiedlich auf die Bibel und haben uns einen je eigenen Umgang mit der Schrift angewöhnt. Kann dann gemeinsame bibliodramatische Arbeit gelingen?
Bibliodrama war für alle, außer einer Person, neu und wir gingen behutsam vor. Es zeigte sich aber schnell, dass wir auch über Sprachgrenzen hinweg gut ins Arbeiten miteinander kamen und dass tatsächlich die Bibel ins Spiel kam. Auf verschiedene Weise konnten die Einzelnen beschreiben, wie sie auf diese Weise die Schrift neu entdeckt haben.


Freitag, 17. Mai 2019

Zu Besuch beim KFU

17.5.2019
Noch einmal gründlich in den ländlichen Raum: Kohren-Sahlis umgeben von saftig grünen und duftend gelben Feldern. Hier besuchen wir den Kirchlichen Fernunterricht und schauen uns an, wie es läuft. Jan Quenstedt unterrichtet eine Einheit über Passions- und Ostergeschichten. Die Gäste sind vom Stil und von den Möglichkeiten des Unterrichts sehr angetan. Sie erfahren auch noch etwas zum Aufbau und Ablauf des KFU.
Wir genießen das sonnigere Wetter und die wärmeren Temperaturen. Am Abend trifft Emanuel Fihavango als Übersetzer ein.



Donnerstag, 16. Mai 2019

In Seinem Garten

16.5.2019
Bevor wir gemeinsam die Landesgartenschau besuchten, bekamen wir im Gemeindehaus Mittagessen und von Pfr. Hänel eine engagierte Einführung in die Beteiligung der Frankenberger Christen an den Paradiesgärten im Mühlbachtal.
Das Wetter war an diesem Tag eine Herausforderung: kalt und leichter Regen. Die Anzahl der Besucher bei unserer Andacht war daher auch überschaubar. Aber wer kann das vorher wissen.
Teil unserer Andacht war neben Liedern auf deutsch und Kisuaheli auch ein Interview mit dem Evangelisten Solomon und der Bedeutung seines "Gartens" (shamba) für sein Leben.
Es war ein "Fake Interview", wie wir es nannten. Wir haben uns vorher unterhalten und dann habe ich ihn auf deutsch gefragt, er hat auf Kisuaheli geantwortet und ich sagte seine Antwort auf deutsch.
Als Evangelist arbeitet er jeden Tag 8 Stunden in der Gemeinde: Gottesdienste in allen Kirchen, Seelsorge, Verwaltung und selbst Bauprojekte gehören zu seinen Aufgaben. Ein Tag in der Woche ist frei.
Als Massai besitzt er auch Kühe, Solomon hat vier Kühe.
Und auch ein Shamba, eigentlich zwei shambas, das sind eigentlich richtige Felder. Sie sind gepachtet. Einen Garten gibt es auch rund um das Haus, wo Blumen wachsen: Hibiskus und Rosen und andere.
Die Shambas dienen dem Einkommen der Familie. Auf dem größeren hat Solomon jemanden zur Hilfe angestellt. Dort werden Mais und Bohnen angebaut.
Das kleinere wird von der Familie bewirtschaftet: neben Mais und Bohnen wachsen dort auch Bananen und Gemüse.
Die Arbeit fällt besonders kurz vor der Regenzeit an, wenn die Felder vorbereitet werden. Dann arbeitet die ganze Familie mit. Und bei der Ernte, nach der Regenzeit, am Beginn der Trockenzeit. Dann kann es auch Urlaub von der Gemeinde geben, damit die Ernte eingebracht wird.
Das Geerntete dient zu etwa einem Viertel als Essen für die Familie, drei Viertel werden auf dem Markt verkauft, damit die Familie Einkommen hat.

Kinder erzählen biblische Geschichten weiter

16.5.2019
Frankenberg hielt heute als erstes einen Rundgang durch die Ev. Grundschule St. Katharina bereit. Die tansanischen Gäste wurden sehr herzlich willkommen geheißen und von den Kindern mit interessierten Fragen in Anspruch genommen: Was gibt es bei Euch zu essen? Welche Sprachen sprecht ihr in eurem Land?
Es gab auch eine Begegnung im Religionsunterricht und die Kinder erzählten, dass sie die Geschichte im Reli lieben und zu Hause erzählen. Und manchmal wird das Interesse der Eltern an diesen Geschichten von den Kindern geweckt. Davon sind Evangelisten natürlich begeistert.







Ausflug in den Leipziger Südraum

15.5.2019
"Prof. Dr. Andreas Berkner ist der kompetenteste Ansprechpartner in Fragen der Regionalplanung in Leipzig und Westsachsen." So stellte uns Dr. Michael Feist den Leiter der Regionalen Planungsstelle vor. Wir bekamen eine konzentrierte Einführung in die Arbeit der Planungsstelle und die Herausforderung einer Regionalplanung, die unter Einbeziehung aller Beteiligten und aller Interessen zu einer möglichst guten Lösung führt, auch im Blick auf den weiteren Umgang mit dem Abbau und der Energiegewinnung durch Braunkohle. Außerdem begleiteten uns Thomas Tschetschorke und Heinz Kolb und standen als Gesprächspartner zur Verfügung. Insgesamt bestand unsere Gruppe aus 21 Personen.
Unsere Exkursion führte uns über vier Stationen zur Halde Trages bei Mölbis, zum Tagebau Schleenhain, zum Kap Zwenkau und zum Markkleeberger See. Wir sahen vom Aussichtsturm auf der Halde mitteldeutsche Landschaft ohne Tagebau, wir sahen den Tagebau und die renaturierten und "verwandelten" Flächen und Seen im "Leipziger Neuseeland".
Das war eine intensive und bewegende Exkursion - die Eisheiligen haben sich von ihrer starken Seite gezeigt, es war ziemlich kalt.

Besuch in den Weißiger Werkstätten

13.5.2019
Ein Arbeitsessen im Lloyds - was für ein Privileg. Wir trafen dort auf Thomas Schuster und Lunya, einen Süd-Nord-Freiwilligen aus Tansania. Das Lloyds ist ein Restaurant in der Dresdner Neustadt, in dem Menschen mit und ohne Behinderung zusammenarbeiten - und zwar ohne "Hinweisschild", sondern so, als müsste es so sein. Das ist unbedingt eine Empfehlung!
Thomas Schuster erklärte, was es aus seiner Sicht heißt, dass jeder Mensch arbeiten kann, auch Menschen mit schweren Behinderungen. Und er warb für diese Sicht der Dinge auch im Blick auf die Situation in Tansania, die er selbst sehr gut kennt.
Lunya  gab uns eine sehr kompetente und informative Führung durch die Weißiger Werkstätten in Dresden Pieschen. Reichlich einen Monat lebt und arbeitet er jetzt in Deutschland und wir hatten den Eindruck, dass er sehr gut angekommen ist und einen guten Platz für das Jahr gefunden hat.



Stadtrundgang in Dresden

13.5.2019
Am Montag vormittag wurden wir auf eine wunderbar herzliche und kompetente Weise durch Dresden geführt. Sophia Horsch, eine Ingenieurin für Elektrotechnik und ehemalige Freiwillige in Tansania für die Mennonitische Kirche führte uns vom Fürstenzug über die Frauenkirche und den Zwinger zu Semperoper und Kathedrale. Es war eine wunderbare und inspirierende Begegnung.

Montag, 13. Mai 2019





Waking the Giant - Den Riesen wecken

Wer ist der Riese? Es ist die Kirche.
Was ist ein "SDG"? Es ist ein "Nachhaltiges Entwicklung Ziel" (Sustainable Development Goal)
Wie kommen die Ziele der Vereinten Nationen (17 SDGs) und das Verständnis und Engagement der Menschen "an der Basis" zusammen?
Dieser Frage, diesem Anliegen widmet sich die Initiative "Waking the Giant" des Lutherischen Weltbundes. Weil Kirchen schon immer für Verständigung, Hilfeleistung und Entwicklung in ihren Nachbarschaften tätig sind, sollen sie möglichst als vermittelnde Größen für die weitreichenden und anspruchsvollen Ziele der politischen Weltgemeinschaft gewonnen werden.
Etwas detaillierter beschrieben ist dies zum Beispiel im neuen Rogateheft des LMW oder auf den Seiten des Lutherischen Weltbundes.
Für uns war dieses Thema interessant, weil Tansania als ein Schwerpunktland ausgewählt wurde.
Am Tisch in Meißen haben wir zunächst festgestellt, dass die Vermittlung zwischen politischer Agenda und den Menschen vor Ort tatsächlich oft schwierig ist. Man weiß einfach nicht, was "die da oben" tun. Und manchmal gibt es auch die Vermutung, sie bewirkten nicht wirklich viel und es ändere sich eigentlich nichts.
Auf gezielte Nachfrage gaben die Gäste aus Tansania aber zu Protokoll, dass zum Beispiel die "Erlassjahrbewegung" und die Arbeit an den Milleniumszielen (bis 2015) zu tatsächlichen Veränderungen führen konnten: Grundschulbildung ist wieder überall frei von Schulgeld, Bildung erreicht alle Mädchen und Jungen, neue Einrichtungen der Gesundheitsvorsorge und Krankenstationen entstanden. Als Beispiele.
Am Ende haben wir gesehen, dass der Blick auf die politische Agenda tatsächlich einmal lohnt, um die eigenen lokalen und konkreten Anliegen im Kontext zu sehen: die Listen für nachhaltige Beschaffung in Kirche oder öffentlicher Verwaltung, oder die Parolen in den Wahlkampagnen der KandidatInnen in Tansania. Wenn es gelingen könnte, den "Riesen" als Vermittlerin zu wecken, könnte damit für alle ein wichtiger Dienst geleistet werden.

Sing it loud

Sonnabend, 11.5.2019
Der Film von Julia Peters (D, 2017) erzählt von einem Chorwettbewerb in der lutherischen Kirche von Tansania und hört gleichzeitig Menschen in ganz verschiedenen Lebensumständen in diesem Land zu.

Wofür sind wir lutherisch?

PrädikantInnen und Bildungsangebote für PrädikantInnen darstellen - geht das, indem man einfach eine gemeinsame Fortbildung versucht? Das haben wir getan.
Die thematische Anregung für das Thema kam von einem tansanischen Pfarrer aus Arusha, Dr. Lemburis Justo. Er wies darauf hin, dass im ostafrikanischen Kontext diese Frage auch mit der Auseinandersetzung mit anderen Vorstellungen von "Gnade", "Segen", "Erlösung" verbunden ist, die mit dem sogenannten "Wohlstandsevangelium" verbreitet werden.
In unserem Tagungsraum machte die Ausstellung "Salvation - Not for Sale" auf diesen aktuellen Kontext der reformatorischen Theologie aufmerksam. Sie enthält aber zugleich auch eine nachdenkliche Pointe für Menschen in den wohlstandsgeprägten Kirchen des Nordens.
Am Sonnabend machte sich Dr. Olaf Richter für eine vermittelnde Position der lutherischen Spirtitualität stark. Er tat dies im Anschluss an Wilhelm Löhe und meinte damit keineswegs eine unkonturierte Mittelmäßigkeit. Vielmehr lebt die lutherische Theologie von der Unterscheidung, dass sie einerseits um klare Konturen des Evangeliums aus der Schrift weiß und daher Orientierung bezieht, andererseits aber die Realität der gebrochenen und sündigen Welt, in der wir leben, barmherzig und handlungsbereit wahrnimmt.
Vortrag und Gespräch auf dieser Tagung waren besonders, weil in deutsch gesprochen und ins Kisuaheli übersetzt wurde und umgekehrt. Dazu hatten sich Tobias Hübner, eine ehemaliger Zivi in Tansania und Ann-Christin Liebers, eine ehemalige Nord-Süd-Freiwillige bereiterklärt und sie leisteten einen anstrengenden und hilfreichen Dienst an der Begegnung. Durchgehend quasi.
Am Sonnabend nachmittag präsentierten Rev. Obed Akyoo, der Principal der Bibelschule in Mwika und Dr. Suzana Sitayo, die Leiterin des Theologischen Zentrums in Oldonyo Sambu. Sie bezogen sich auf die reformatorischen Grundentscheidungen - Allein Christus, allein aus Gnade, allein aus Glauben, allein durch die Schrift - und zeigten, wie sie dem in der tansanischen Kirche zu folgen versuchen. Ebenso machten sie den Bezug auf das altkirchliche Bekenntnis stark. Spannend war, wie sich das im Blick auf die konkrete Glaubenspraxis auswirkt: Lutheraner erkennt man daran, wie sie Gottesdienst feiern, dazu gehört auch die Musik und das Singen, aber auch der diakonische Dienst in der Gemeinde und in der Gesellschaft.
Dr. Sitayo und Rev. Akyoo machten immer wieder deutlich, wie wichtig es ihnen ist, dass die Kirche, notfalls auch gegen den gesellschaftlichen Trend, für die Wahrheit des Evangeliums eintritt. Im Referat von Olaf Richter und im Gespräch wurde deutlich, dass uns bewusst ist, dass die Glaubens- und Lebenspraxis und selbst die Auslegung der Schrift plural sind, auch wenn einem unterschiedslosen Pluralismus gerade nicht das Wort geredet werden soll.



Begegnung in Dresden

Freitag, 10.5.2019
Auf der Reise nach Meißen machten wir in Dresden Station für eine Begegnung mit Dr. Thilo Daniel, dem "Assistant Bishop" und Friedemann Oehme, dem Ökumenebeauftragten. Nach einer Vorstellung zu den Personen und den Einrichtungen drehte sich das Gespräch besonders um den Dienst von EvangelistInnen und PrädikantInnen als authentischen, mit der Gemeinde vor Ort, der "Station" im tansanischen Sprachgebrauch, verbundenen Zeugen für das Evangelium. (Wir gebrauchten dabei übrigens nicht solche verschachtelten Sätze 😏)
Die Arbeit der EvangelistInnen geschieht in den Gemeinden, aber auch dort, wo "noch keine Gemeinden sind", also im Missionsgebiet, das an die Gemeinden grenzt. Neue missionarische Initiativen sollen auch hierzulande mit der Neuaufstellung in den Strukturen verbunden sein und werden jetzt bedacht. Immer wieder tauchte im Gespräch die Hoffnung auf, dass wir voneinander lernen können.
Nach dem Mittagessen in der Kantine, kam es noch zu einer kurzen Begegnung mit dem Landesbischof Dr. Carsten Rentzing, die die Gäste ebenfalls
sehr erfreute.



                               (Foto mit Thilo Daniel und Friedemann Oehme)





Donnerstag, 9. Mai 2019

Geschichte der Mission und Postkolonialer Stadtrundgang

Heute hat es sich ergeben, dass wir uns auf zwei verschiedenen und doch verbundenen Wegen der Geschichte zwischen Tansania und Deutschland angenähert haben.
Am Morgen gab es Gelegenheit, das Missionswerk und die Geschichte der Mission anhand einer gründlichen Ausstellung im Missionshaus näher kennenzulernen. Birgit Pötzsch hat das kenntnisreich und sprachlich sehr anschaulich präsentiert, erläutert und damit zur Diskussion angeregt.
Am Nachmittag haben wir uns mit Claudia Rauhut und Isabell Reimann auf einen postkolonialen Stadtrundgang begeben. Beide Wissenschaftlerinnen gehören zu einer Arbeitsgemeinschaft Postkolonialismus in Leipzig und führten uns auf die Spuren kolonialer Welt- und Menschenbilder, einer Geschichte der Aneignung und Unterwerfung der Welt, die durch einen bestimmten Blick auf Menschen und ihre Kultur und Lebensweise mitbedingt und ermöglicht wurde.
Es war eine Herausforderung in drei Sprachen abwechselnd und teilweise gleichzeitig zu sprechen. Der Anspruch "engagierte Wissenschaft" trifft auf unsere beiden Referentinnen uneingeschränkt zu. Bei den deutschen Menschen, die mit der Leipziger Mission verbunden sind, gab es eine gespannte Erwartung, ob sich Kontroversen auftun. Zunehmend haben sich aber die afrikanischen Gäste engagiert ins Gespräch eingebracht und ihre eigenen Perspektiven und Fragen eingebracht. An irgendeinem Punkt ging es im Gespräch dann um die Themen Versöhnung, Schuldeingeständnis, Verantwortungsübernahme - ganz nah also an theologischen Themen.
Es war wirklich ein spannender Tag.
Zum Ausklang sind wir in den Waschsalon gefahren und haben einen Teil der Kleidung gewaschen und getrocknet. Die anderen kochten inzwischen Ugali, Spinat und Bohnen zum Diner.


Mittwoch, 8. Mai 2019

Karibu Leipzig

Seit zwei Tagen ist die Gruppe aus Tansania dabei, in Leipzig anzukommen. Am Dienstag kamen die ersten fünf und eine Person kam heute an. "Es war das erste Mal, dass ich in ein Flugzeug gestiegen bin und das erste Mal, dass ich mit einem Zug gefahren bin", sagte einer von ihnen.
Die Gäste sind zwischen 20 und 55 Jahren alt. Alle von ihnen sprechen Kisuaheli, alle auch etwas oder gut Englisch. Aber sie sind aufgewachsen mit mindestens vier verschiedenen Muttersprachen: Kichagga, Kimassai, Kimeru, Kiiraq.
Am Dienstag abend waren wir eine ansehnliche Runde zum Begrüßungsabend. Missionsdirektor Salooja war auch dabei, zusammen mit Leipziger PrädikantInnen und SympathisantInnen der Begegnung.
Heute hat uns Anna-Luise Pohl, eine ehemalige Freiwillige in Mwika, ein Einführungsseminar gehalten.
Am Nachmittag brachen wir zu einem Stadtrundgang durch Leipzig auf. Mit einem schönen Rundblick auf Leipzig und Geschichten über Leipziger Geschichte. Aber wo genau liegen die Anknüpfungspunkte für Menschen, die Geschichte aus der Perspektive Tansanias wahrnehmen? Ein schöner interessanter Spaziergang mit etwas Regen. Und Abends ein einfaches selbstgekochtes Essen: Reis, Gemüse mit Fleisch und Bohnen. Mit Gebet und Segen.
Am Abend sind alle gut geschafft, weil die Kommunikation in verschiedenen Sprachen herausfordernd und anspruchsvoll ist.




Montag, 6. Mai 2019

Jetzt ist der Besuch in der Luft

Jetzt ist es wirklich so weit: Morgen werden 5 von 6 Gästen aus Tansania eintreffen. Am Mittwoch stößt dann hoffentlich wohlbehalten noch eine Frau zu uns.
Die drei Frauen und drei Männer kommen aus Mwika und Oldonyosambu im Norden von Tansania. Sie sind Evangelist/innen oder mit der Ausbildung von Evangelist/innen befasst. Sie werden in den nächsten 3 Wochen in Sachsen und Mitteldeutschland Einblicke in die Aus- und Fortbildung von Prädikant/innen bekommen und ihre Eindrücke und Erfahrungen diskutieren. Eine ganze Reihe von Prädikant/innen und Freiwilligen aus Sachsen und Mitteldeutschland werden an dem Programm beteiligt sein.
Neben den Fragen der theologischen Aus-und Fortbildung werden auch Fragen der Klimagerechtigkeit aus unseren jeweiligen Perspektiven ins Gespräch kommen. Und immer wieder wird die menschliche Begegnung zwischen lutherischen Christen aus sehr verschiedenen Kirchen, zwischen Ostafrikanern und Mitteleuropäern, zwischen Deutschen und Massai (z.B.) im Mittelpunkt stehen.
Es könnte eine kulturelle und sprachliche Herausforderung werden. Aber es ist sehr schön, dass sich eine Reihe von Nord-Süd-Freiwilligen bereit gefunden hat, sprachliche Mittlerdienste zu leisten.
Hier auf diesem Blog wird es möglich sein, auch aus der Distanz dabei zu sein. Herzliche Einladung, uns zu folgen.